Vor elf Monaten schrieb mich ein Model aus Belgien mit den Worten an: „I love getting into majestic nature for pictures one day. I’m in love with mountains and caves and trees.“ Das passt doch perfekt zu mir.
Leider stand der Winter schon wieder vor der Tür. Für Ausflüge ins Hochgebirge war es schon zu spät. Das Warten auf Shootings über den Winter kann mitunter wirklich anstregend werden. Für Juli haben wir einen passenden Termin gefunden, um zwei Tage an den Sustenpass zu fahren. Eigentlich wollte ich für einmal eine neue Location ausprobieren, wollte Wasserfälle im Glarnerland oder im Tessin besuchen. Aber der (bis dahin) trockene Sommer hat viele Bäche bis auf ein paar Tropfen Wasser austrocknen lassen. Kurz zuvor war ich im Tösstal wandern – ohne Töss. Der kleine Fluss war völlig verschwunden und mir wurde klar auf Experimente verzichten zu wollen. Also rauf in die Urner Alpen.
Der Sommer hat sich am ersten Tag nicht bitten lassen. Strahlender Sonnenschein an einem wolkenlosen Himmel. Herrje – wo finden wir nur etwas Schatten, um wenigstens einige vernünftige Bilder machen zu können, ohne in der Sonne zu verbrennen? Rückblickend war es ein fauler Tag: Spaziergänge zu Bergseen; etwas Kraxeln und Schluchten hinauf Krabbeln, um wenigstens etwas dem hellen Licht zu entgehen; plaudernd in der Bergwiese sitzen; heiße Ovi und Tee auf der Hotelterrasse schlürfen…
Die am späten Nachmittag hereinziehenden Wolken haben uns Hoffnung auf besseres Licht für den nächsten Tag gemacht. Es sollte nicht so kommen. Auch der zweite Tag wurde ganz anders als erwartet. Schon am Morgen wurden wir von Gewittergrollen begrüßt, gefolgt von dicken Wolken und strömendem Regen. Die Temperaturen sind von angenehmen 22°C am Vortag auf frische 8°C gefallen. Während ich unter der Kofferraumklappe saß und den völlig durchnässten Bergsteigern bei ihrem fluchtartigen Abstieg von der Tierberglihütte zugeschaut habe, hat mein Model auf der Rückbank gedöst. Ab und an wurde der Regen mal schwächer. Dann hieß es flott die Kamera aufbauen, Kim auf die andere Talseite schicken und darauf hoffen, dass sich auch noch eine Wolkenwand zwischen sie und den Berg schiebt, um sie vom Hintergrund abzuheben. Manchmal gehört Warten zum Fotografieren einfach dazu…